Nachfolgend haben wir Antworten auf die häufigsten Patientenfragen zusammengestellt. Falls unsere FAQs Ihre Fragen nicht beantworten, sprechen wir darüber gerne im Rahmen der Sprechstunde.
FAQ Dermatologie
Wie läuft eine Hautkrebsvorsorge ab?
Nach Abfrage von Risikofaktoren erfolgt die Inspektion der gesamten Haut. Auffällige Veränderungen werden mittels Dermatoskop (eine Art Vergrößerungsglas, welches auf die Haut aufgesetzt wird und die Identifizierung der Feinstruktur erlaubt) beurteilt.
Bei Hautkrebs-verdächtigen Läsionen wird dann in der Regel die Entnahme einer Probe oder Entfernung der Läsion zur histologischen Untersuchung im Labor empfohlen. Als weitere Möglichkeit steht uns die digitale Videodermatoskopie zur Verfügung. Hier können die vergrößerten Bilder individuell gespeichert werden und stehen so als Vergleichsbild zur Verfügung. Dieses Verfahren gibt über die Beurteilung des Verlaufs zusätzliche Sicherheit und ist vor allem bei auffälligen Läsionen oder besonderen Muttermalen eine sinnvolle Ergänzung.
Ab welchem Alter sollte man zur Hautkrebsvorsorge gehen?
Aus Sicht der gesetzlichen Krankenkassen ist eine regelmäßige Hautkrebsvorsogeuntersuchung ab dem 35 Lebensjahr ausreichend. Aus hautärztlicher Sicht, macht eine Vorsorge bei vielen Patienten jedoch schon ab dem frühen Erwachsenenalter Sinn, das das Risiko für den schwarzen Hautkrebs mit höherem Altern nicht wesentlich ansteigt.
Bei Kindern vor der Pubertät wird normalerweise keine Hautkrebsvorsorge im klassischen Sinn durchgeführt, da Melanome in diesem Alter äußerst selten sind und sich dann in der Regel als sogenanntes „amelanotisches Melanom“, d. h als blutiger Knoten und nicht als Muttermal präsentieren. Eine Ausnahme stellen jedoch angeborene Muttermale dar, die wir in jedem Lebensalter kontrollieren.
Wie oft sollte man zur Hautkrebsvorsorge gehen?
Die generelle Empfehlung lautet alle 2 Jahre. Das sollte jedoch in Abhängigkeit von Risikofaktoren (Hauttyp, Zahl der Mutter, Hautkrebs in der Familie, Erkrankungen/Medikamente, die das Hautkrebsrisiko erhöhen, Vorgeschichte von Hautkrebs) individuell angepasst werden.
Werden die Kosten für die Hautkrebsvorsorge von den Krankenkassen übernommen?
Grundsätzlich übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Hautkrebsvorsorge für alle Versicherten ab 35 Jahren alle 2 Jahre. Manche Kassen bieten als Zusatzleistung eine Kostenübernahme auch schon in jüngerem Alter (ab 0, ab 18, ab 20 Jahren) oder jährlich an. Idealerweise informieren Sie sich im Zweifelsfall vorher bei Ihrer Krankenkasse, das ist meist über deren Homepage einfach zu erfahren. Die Hautkrebsvorsorge kann über das Leistungsangebot der Krankenkassen hinaus als IGEL-Leistung erfolgen.
Kann man auch im Sommer lasern?
Prinzipiell ist das möglich. Da die Haut aber nach einer Lasertherapie sehr empfindlich auf Sonne reagiert, können bei starker Sonnenexposition innerhalb von 4-6 Wochen nach Lasertherapie an den behandelten Stellen hässliche braune Flecken entstehen. Von daher raten wir von Behandlungen in lichtexponierten Arealen wie Gesicht, Dekolletee und Händen im Sommer grundsätzlich ab. Bei anderen Stellen hängt dies von Ihrem Freizeitverhalten ab.
Kann ich nach einem ambulanten chirurgischen Eingriff Auto fahren oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren?
Alle von uns durchgeführten chirurgischen Eingriffe erfolgen in Lokalanästhesie. Hier wird nur das zu behandelnde Areal betäubt. Auch Fahrradfahren ist je nach Lokalisation kein Problem. Eine Auswirkung auf die Konzentrationsfähigkeit ist nicht zu befürchten. Aus psychologischen Gründen ist es bei größeren Eingriffen aber manchmal angenehm, wenn sie eine Begleitperson mitbringen.
Muss ich für einen ambulanten Eingriff an der Haut nüchtern kommen?
Bitte nicht! Alle Eingriffe bei uns werden in Lokalanästhesie durchgeführt. Sie können und sollen ganz normal Essen an dem Tag.
Was muss ich beachten, wenn ein Allergietest durchgeführt werden soll?
Es gibt verschiedenen Arten von Allergietestungen, je nachdem welche Symptome auftreten. Bei Heuschnupfen oder Asthma, aber auch bei Verdacht auf bestimmte Nahrungsmittelallergien wird ein Hauttest (Pricktest) durchgeführt, manchmal ist auch ein Bluttest zur Bestimmung von spezifischen IgE-Antikörpern sinnvoll.
Für die Aussagekraft des Hauttests ist es wichtig, dass Sie mindestens eine Woche vorher keine Antihistaminika („Allergietabletten“) einnehmen. Den Bluttest kann man unabhängig von der Einnahme von Medikamenten machen, Sie müssen dazu auch nicht nüchtern sein. Besteht der Verdacht auf eine Kontaktallergie, also eine Reaktion auf Substanzen, die in Kontakt mit der Haut kommen wie z.B. Nickel oder Konservierungsstoffe in Kosmetika, wird ein sogenannter „Pflastertest“ (Epikutantest) auf dem oberen Rücken durchgeführt. Dazu ist es wichtig, dass der Rücken nicht stark gebräunt ist und in den Tagen zuvor, nicht mit Cortisoncremes behandelt wurde.
Der Pflastertest wird aufgeklebt und nach 48 und 72 Stunden erfolgt die Ablesung. Daher sind insgesamt drei Besuche in der Praxis (Tag 1, Tag 3, Tag 4) notwendig. Das Areal muss außerdem vor Wasser geschützt sein, daher ist während der Testung Duschen nur eingeschränkt mögliche, Baden gar nicht. Eine Epikutantestung wird daher möglichst auch nicht im Sommer bei großer Hitze durchgeführt. Neben den genannten gibt es einzelne andere Medikamente, die eine Allergietestung beeinträchtigen können, wir klären das im Einzelfall vorher mit Ihnen.
Soll ich beim ersten Termin irgendwelche Unterlagen mitbringen?
Es ist sinnvoll, wenn Sie medizinische Informationen, z.B. eine Medikamentenliste, den Überweisungsschein, falls Sie einen bekommen haben oder auch Berichte von Vorbehandlungen der Hauterkrankung mitbringen. Wenn kein Bericht vorliegt, hilft es uns auch, von Ihnen zu erfahren, welche Behandlungen Sie ggf. schon durchgeführt haben (wenn möglich, die genauen Namen der Cremes oder Tabletten).
Wenn schon mal Hautveränderungen bei Verdacht auf Hautkrebs entfernt worden sind oder eine Probebiopsie durchgeführt wurde, sind auch die histologischen Befunde interessant. Bei Kindern kann auch das gelbe Untersuchungsheft hilfreich sein.
Wie komme ich bei chronischen Hauterkrankungen an ein Folgerezept?
Bei chronischen Hauterkrankungen können wir Ihnen, wenn nötig, Folgerezepte auch ohne persönliche Vorstellung beim Arzt ausstellen. Dazu bitten wir Sie, anzurufen oder eine email zu schicken, dies wird dann vom behandelnden Arzt geprüft und entsprechend ausgestellt. Möglicherweise erfolgt auch eine telefonische Rücksprache. Sie können das Rezept dann gegen Vorlage Ihrer Krankenkassenkarte abholen.
FAQ Andrologie
Was ist Andrologie?
„Andrologie“ bedeutet eigentlich „Lehre vom Mann“. In die Verantwortung dieser Fachrichtung fällt die Betreuung von Männern mit folgenden Störungen:
- Fertilitätsstörungen (Störungen der Fruchtbarkeit, eingeschränkte Spermaqualität).
- Hierzu gehören auch Beratungen vor geplanten Methoden der assistierten Reproduktion, also z.B. von Befruchtungen von Eizellen außerhalb des Körpers.
- Außerdem können Andrologen bei Männern mit bösartigen Erkrankungen wie z.B. Hodentumoren vor geplanten Operationen, Chemotherapie oder Bestrahlung beraten, um eine sog. Kryospermakonservierung durchzuführen. Hierbei wird Sperma bei –196°C eingefroren, damit es im Falle einer Unfruchtbarkeit durch die geplante Therapie später für künstliche Befruchtungen eingesetzt werden kann. - Erektile Dysfunktion (Potenzstörungen, Erektionsstörungen)
- Einschränkungen der Libido (sexuelles Verlangen)
- Ejakulationsstörungen (Samenerguss)
- Orgasmusstörungen
- Verschiedene Formen des Hypogonadismus (Verminderung des männlichen Geschlechtshormons im Blut)
- Gynäkomastie (Vergrößerungen der männlichen Brustdrüse)
- Hormonstörungen und Sexualstörungen des alternden Mannes
- Fragen der männlichen Kontrazeption (Empfängnisverhütung des Mannes)
Bei den meisten oben genannten Störungen muss das Paar und nicht nur die Einzelperson gesehen werden. Besondere Bedeutung gewinnt dieser Ansatz bei Sexualstörungen des Mannes. Die andrologische Betreuung eines Patienten erfordert einen engen Austausch mit anderen klinischen und grundlagenwissenschaftlichen Fachrichtungen wie Gynäkologie, gynäkologischer Reproduktionsmedizin, Humangenetik, Endokrinologie, Urologie, Psychosomatik, Physiologie, Biologie, Anatomie und Veterinärmedizin.
Gibt es eine Spezialisierung für Andrologie?
Andrologisch spezialisierte Ärztinnen und Ärzte gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Sie waren und sind in vielen verschiedenen Fachrichtungen tätig gewesen. Auf dem 106. Bundesärztetag in Köln wurde im Jahre 2003 die sogenannte Musterweiterbildungsordnung beschlossen. Darin ist die Andrologie nun erstmals als sog. Zusatzqualifikation aufgenommen worden. Voraussetzung zum Erwerb dieser Bezeichnung ist die Facharztanerkennung für Haut- und Geschlechtskrankheiten oder Urologie oder Schwerpunktanerkennung für Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie.
Sie müssen ihrer jeweiligen Landesärztekammer gegenüber belegen können, dass sie innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens „Erkenntnisse“ und „Fertigkeiten“ in den oben genannten Krankheitsbildern erworben haben und werden dann zu einer mündlichen Prüfung zugelassen. Erst nach Bestehen dieser Prüfung wird ihnen die Zusatz-Weiterbildung „Andrologie“ zuerkannt.
Wie passt die Dermatologie zur Andrologie?
In Deutschland sind die wesentlichen Impulse zur Etablierung der Andrologie als eine klinische und wissenschaftliche Disziplin aus Kreisen der Dermatologie ausgegangen. Dermatologen gründeten die Deutsche Gesellschaft für Andrologie (DGA), die Zeitschrift „Andrologia“ als erste internationale Zeitschrift für Andrologie und leisteten in den Vorständen der DGA und anderen medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften und Arbeitskreisen einen Beitrag zur Weiterentwicklung der noch jungen Fachdisziplin.
Ist eine andrologische Untersuchung wirklich notwendig?
Im Gegensatz zu Frauen sind es Männer in der Regel nicht gewohnt, ihre Genitalregion regelmäßig oder auch nur in unregelmäßigen Abständen untersuchen zu lassen. Daher besteht häufig eine unberechtigte Hemmung vor dieser Untersuchung.
Dieser Umstand und die manchmal noch vorhandene Einstellung, dass der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch vorrangig bei der Frau liegen muss, hat lange Zeit dazu geführt, dass sich zunächst die Partnerinnen zur weiteren Abklärung begaben. Da aber z.B. bei ungewollter Kinderlosigkeit eine Fertilitätsstörung in ca. 30-60% den Mann betrifft, ist eine Abklärung beider Partner notwendig.
Wann sollte eine andrologische Untersuchung bei unerfülltem Kinderwunsch durchgeführt werden?
Eine umfangreiche andrologische Abklärung nach wenigen Monaten unerfüllten Kinderwunsches ist nur dann gerechtfertigt, wenn sich aus der Krankenvorgeschichte (z.B. Hodenhochstand, vorhergehende Erkrankungen im Genitalbereich) oder Befund (z.B. reduzierte Hodengröße) Hinweise für eine mögliche Einschränkung der Fruchtbarkeit ergeben. Ansonsten besteht eine Unfruchtbarkeit erst dann, wenn nach 12 Monaten ungeschützten Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eingetreten ist. Diese zeitliche Begrenzung ergibt sich daraus, dass bei gesunden, jungen Paaren pro Zyklus mit einer Empfängniswahrscheinlichkeit von ca. 25% zu rechnen ist und nach einem Jahr bei ca. 85% der Paare Schwangerschaften eingetreten sind.
Eine frühzeitigere andrologische Abklärung ist auch dann sinnvoll, wenn die Partnerin über 35 Jahre alt ist, da die Chancen für eine ausgetragene Schwangerschaft mit zunehmendem Lebensalter abnimmt.
Was ist im Vorfeld oder bei der Terminvergabe zu beachten?
Bitte beachten Sie folgende Hinweise, die den Ablauf vereinfachen können:
- Ihre Ehefrau/Partnerin ist willkommen!
- Vorbefunde (Blutwerte, Spermiogramme, humangenetische Untersuchungen, sonstige Berichte) bitte mitbringen!
- Bitte überlegen Sie zuvor und teilen uns mit, wer Sie an uns empfohlen oder wiesen hat und einen Bericht von uns erhalten soll.
- Wird im Rahmen einer Untersuchung Ihrer Fruchtbarkeit eine Samenuntersuchung notwendig, sollte für 2-7 Tage kein Samenerguss erfolgen!
- Bitte geben Sie bei der Terminvergabe an, weshalb Sie in die andrologische Sprechstunde kommen wollen (z.B. Kinderwunsch)! Nur so können wir die dafür notwendige Zeit und die notwendigen Untersuchungen planen.
Auf welche Fragen muss ich mich einstellen?
Um die späteren Befunde einordnen zu können, werden auch bei der Erhebung der andrologischen Krankenvorgeschichte Fragen zu Ihrer Partnerin/Ehefrau (z.B. Alter, bekannte krankhafte Befunde, vorhergehende Schwangerschaften (auch in anderen Beziehungen), vorhergehende künstliche Befruchtungen) gestellt.
Bitte denken Sie daran, uns Namen und Anschrift der/des Gynäkologi(e)n Ihrer Partnerin/Ehefrau mitzuteilen!
Die Sexualanamnese umfasst Fragen nach Erektions-, Ejakulations- und Orgasmusstörungen des Mannes. Eine Störung der Erektion bei einem Paar mit Kinderwunsch erfordert ein grundsätzlich anderes Vorgehen als eine eingeschränkte Spermaqualität. Nicht immer verbirgt sich hinter diesen Beschwerden ein ernstes organisches Problem. Situative Erektionsstörungen, d.h. zum Beispiel Erektionsstörungen nur zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs zu den „fruchtbaren Tagen“ können auch im Rahmen der durch den Kinderwunsch bedingten psychischen Belastung auftreten. Bestehen Erektionsstörungen, werden Fragen nach Bezug zu besonderen Situationen (aktbezogen, partnerbezogen, situationsbezogen, akut, chronisch) und morgendlichen Erektionen gestellt. Unter Umständen wird auch gezielt nachgefragt, inwieweit Sie über den optimalen Zeitpunkt und die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs informiert sind.
Mehrfacher täglicher Geschlechtsverkehr an den sog. „fruchtbaren Tagen“ ist sinnlos, da mit zunehmender Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs die Zahlen der Samenzellen im Sperma abnehmen. Auch eine mehr als 10tägige sexuelle Enthaltsamkeit ist wegen der dann einsetzenden Alterungsvorgänge der Zellen und eventuell reduzierter Beweglichkeit ohne Nutzen. Umgekehrt nimmt die Wahrscheinlichkeit für eine Empfängnis aber auch bei verminderter Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs ab, insbesondere wenn sie weniger als zweimal pro Monat beträgt.
In der weiteren Krankenvorgeschichte wird nach vorhergehenden hochfieberhaften Infekten in den letzten 12 Wochen vor der Ejakulatuntersuchung gefragt, da sie zu einer vorübergehenden Samenzellzahl führen können.
Ähnliches gilt für bestimmte Medikamente.
Weitere wichtige Angaben betreffen die Kinderkrankheiten (insbesondere Mumps im Jugend- oder Erwachsenenalter), Hodenhochstand, Entzündungen im Genitalbereich, Geschlechtskrankheiten, Allgemeinerkrankungen, Voroperationen, Verletzungen im Becken- oder, Genussmittelverbrauch (Nikotin, Alkohol), berufliche oder private Streßfaktoren sowie eine mögliche Exposition gegenüber Umweltgiften oder Wärme. Bei Verdacht auf einen Mangel an männlichem Geschlechtshormon (Testosteron) sind besondere Aspekte zu berücksichtigen. Symptome des Testosteronmangels sind Abnahme des sexuellen Verlangens, Erektionsstörungen, depressive Stimmungslage, Abnahme der allgemeinen Aktivität, Lustlosigkeit, Hitzewallungen und Nachlassen der Muskelkraft. Körperbehaarung und Rasurfrequenz können vermindert sein.
Was und wie wird untersucht?
Besonderer Wert wird auf die Untersuchung der Genitalorgane gelegt. Die Untersuchung erfolgt zunächst im Stehen; Sie werden gebeten, Hose und Unterhose auszuziehen.
Penis, Hodensack und die Brustdrüsen werden auf äußerliche Veränderungen untersucht. Besonders wichtig sind der Ausschluss oder Nachweis einer Krampfader im Hodensack (Varikozele). Hierbei werden Sie gebeten, tief Luft zu holen, diese anzuhalten und dann zu pressen. Es kann dann der Füllungszustand des Venengeflechts im Hodensack und eventuell der Blutrückfluss bei Bachpresse überprüft werden.
Die Untersuchung der Prostata mit dem Finger durch den After ist eine wichtige Untersuchung, da 30 % der Samenflüssigkeit aus der Vorsteherdrüse stammen.
Welche Apparate werden bei der andrologischen Untersuchung verwendet?
Der venöse Rückstrom im Venengeflecht der Hoden (siehe oben) kann mit Ultraschall, Doppler- oder Duplexsonografie erfasst werden. Hierbei werden Sonden über das zu untersuchende Areal erhalten. Die Untersuchung ist schmerzlos; Sie spüren nur das kühle Ultraschall-Gel, das auf die Haut aufgetragen werden muss.
Sind Blutuntersuchungen notwendig?
Blutuntersuchungen sind unter Umständen zur Bestimmung von Hormonen, anderer Blutwerte oder auch humangenetische Untersuchungen notwendig. Teilen Sie uns doch bitte mit, falls vorher schon Blutuntersuchungen erfolgt sind und bringen Sie die Werte mit. So können Doppel-Bestimmungen vermieden werden.
Zudem hilft es uns, wenn Sie uns vor der Blutentnahme darauf aufmerksam machen, falls es Ihnen bei vorhergehenden Untersuchungen schon einmal schlecht geworden sein sollte.
Muss man nüchtern oder zu einer bestimmten Tageszeit zur Blutuntersuchung kommen?
Wenn ein Mangel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron abgeklärt werden muss, sollte die Blutentnahme ohne vorhergehende Nahrungsaufnahme zwischen 8 und 11 Uhr am Vormittag erfolgen.
Gibt es einen allgemein gültigen Standard für das Spermiogramm?
Ja, um eine Standardisierung der Ejakulatanalyse zu gewährleisten, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Laborhandbuch herausgegeben, in dem die Arbeitsschritte und die für das Erstellen eines Spermiogramms notwendigen Materialien sowie die Normalwerte festgelegt sind.
Mit der Herausgabe des neuen WHO-Labormanuals zur Untersuchung und Aufarbeitung des menschlichen Ejakulats im Jahr 2010 sind neue Grenzwerte für die wichtigsten Parameter des Spermiogramms gültig geworden, die sich z.T. erheblich von den bisher geltenden „Normalwerten“ unterscheiden. Grundlage dafür ist die Auswertung von Spermiogrammdaten von Männern gewesen, die in den letzten 12 Monaten auf natürlichem Weg mit ihren Partnerinnen eine Schwangerschaft erreicht hatten.
Der Grenzwert für normale Spermienkonzentration wurde von 20 x 106/ml auf 15 x 106/ml reduziert, während die Spermiengesamtzahl mit 39 x 106/ml (vorher 40 x 106/ml) praktisch unverändert blieb.
Eine Unterscheidung zwischen schnell linear progressiven (früher WHO a) und langsamen oder trägen progressiv motilen Spermien (früher WHO b) wird nicht mehr vorgenommen. Stattdessen wird nur noch zwischen progressiv motilen (früher WHO a und b) und nicht-progressiv motilen Spermien (früher WHO c) differenziert. Der Grenzwert für die Progressivmotilität nun 32% (früher 25% WHO a und/oder 50% WHO a und WHO b).
Große Veränderungen haben sich auch bei dem Grenzwert für normale Morphologie ergeben (früher 15%, jetzt 4%). Die oben beschriebenen Änderungen der Grenzwerte haben dazu geführt, dass Spermiogramme, die zuvor als hoch-pathologisch beurteilt wurden, nun als normal eingestuft werden.
Referenzwerte des Spermiogramms nach WHO
- Volumen ≥ 1.5 ml
- pH ≥ 7.2
- Spermatozoenkonzentration ≥ 15 x 106/ml
- Gesamtzahl der Spermatozoen ≥ 39 x 106
- Vorwärtsbeweglichkeit ≥ 32% (PR)
- Gesamtbeweglichkeit ≥ 40%
- Morphologie ≥ 4% Normalformen
- Anteil vitaler Spermatozoen ≥ 58%
- Peroxidase positive Zellen (Leukozyten) ≥ 1 x 106/ml
Nomenklatur zur Beurteilung des Spermiogramms
- Normozoospermie - Ejakulatparameter in den Referenzbereichen
- Oligozoospermie - Spermienkonzentration reduziert
- Asthenozoospermie - Motilität reduziert
- Teratozoospermie - Morphologie reduziert
- Oligoasthenoteratozoospermie - Konzentration, Motilität, Morphologie reduziert
- Azoospermie - Keine Spermien im Ejakulat nachweisbar (nach Zentrifugation !)
- Aspermie - Kein Ejakulat
- Nekrozoospermie - Anteil toter Spermien erhöht
Gibt es eine externe Qualitätskontrolle bei der Erstellung von Spermiogrammen?
Die Ejakulatqualität weist erhebliche Schwankungen bei mehreren Untersuchungen einer Person auf. Daher erlaubt die einmalige Untersuchung eines Spermiogramms u.U. auch noch keine Aussage über die Fertilität des Patienten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert zwei Ejakulatuntersuchungen vor der Festlegung des weiteren Vorgehens.
Die Interpretation der Ejakulatuntersuchung, die in verschiedenen Labors durchgeführt worden sind, kann aber auch durch unterschiedliche Techniken der Auswertung und weitere Faktoren, wie z.B. Ausbildungsstand des Personals, beeinflusst werden. Selbst Schwankungen innerhalb eines Labors durch Wechsel des Personals, der Techniken oder mangelnde Übung beeinflussen die Qualität der Untersuchungsergebnisse.
Die Deutsche Gesellschaft für Andrologie hat daher ein Qulatätssicherungs-Programm etabliert, an dem in Deutschland mittlerweile mehr als 200 Labors teilnehmen. An die Labors werden Proben mit der Bitte um Auswertung versandt; die Labors erhalten dann einen Bescheid, inwiefern ihre Ergebnisse vom Soll-Wert abweichen.
Was ist bei der Gewinnung von Spermiogrammen zu beachten?
- Die Ejakulatqualität weist erhebliche intraindividuelle Schwankungen auf. Es sollten daher immer zwei Spermiogramme untersucht werden. Bei stark voneinander abweichenden Befunden kann manchmal auch eine dritte Untersuchung notwendig werden.
- Insbesondere bei Ihrer Erstuntersuchung muss daran gedacht werden, dass die ungewohnte Umgebung der Ejakulatgewinnung zu Qualitätseinbußen des Spermas führen kann.
- Sind Sie nicht in Lage, Ejakulat in der Praxis zu gewinnen, kann es auch unter häuslichen Bedingungen produziert werden. In diesem Fall muss aber sichergestellt sein, dass der Transport innerhalb einer Stunde körperwarm in das andrologische Labor erfolgt. Entsprechende Gefäße zum Auffangen des Ejakulates stellen wir zur Verfügung.
- Möchten, dürfen oder können Sie keine Masturbation (Selbstbefriedigung) durchführen, ist die Gewinnung des Ejakulates auch durch Geschlechtsverkehr möglich, wenn dafür entwickelte Spezialkondome ohne spermizide, d.h. die Samenzellen abtötende Beschichtung verwendet werden. Entsprechende Sets mit Auffanggefäßen sind über uns erhältlich.
- Bitte beachten Sie, dass „Fehler“ bei der Spermagewinnung zu Verfälschungen führen können (z.B. Gewinnung durch während des Geschlechtsverkehrs ohne Spezialkondom, Benutzung von Seife als Gleitmittel bei Masturbation).
- Wenn mikrobiologische Untersuchungen im Sperma vorgesehen sind, sollten Sie vor der Masturbation die Blase leeren und Hände sowie die Penishaut reinigen. Hierbei ist darauf zu achten, dass keine Seifenrückstände auf der Haut verbleiben und eventuell mit dem Sperma in Kontakt kommen können.
Ist die männliche Fruchtbarkeit gesichert, wenn das Spermiogramm im Normbereich liegt?
Nein, die Standardsamenparameter „Konzentration“, „Motilität“ und „Morphologie“ erlauben häufig alleine noch keine eindeutige Aussage über die Fruchtbarkeit eines Mannes.
Es ist heute bekannt, dass 25-30% der Männer aus ungewollt kinderlosen Paaren reduzierte Spermienfunktionen aufweisen, die sich mit dem Routinespermiogramm nicht nachweisen lassen.
Hierfür sind Spezialuntersuchungen aus dem Ejakulat notwendig, die es Andrologen und Reproduktionsmedizinern im Vorfeld oder nach erfolglosen Methoden der assistierten Reproduktion ermöglichen, das weitere Vorgehen für das Paar festzulegen.
Auf dem Weg zur Befruchtung einer Eizelle ist eine große Zahl von Spermienfunktionen notwendig, die zum Teil unter Laborbedingungen nachgestellt werden können.
Was bedeutet es, wenn keine Spermien im Ejakulat nachweisbar sind?
Die Diagnose fehlender Spermien im Ejakulat findet sich bei ca. 10-20% der Männer, die in andrologische Spezialsprechstunden kommen. Ziel der andrologischen Untersuchungen ist eine Unterscheidung zwischen Transportstörungen (Spermien werden im Hoden produziert, gelangen aber nicht ins Ejakulat; sog. obstruktive Azoospermie) und Produktionsstörungen (Spermien werden nicht im Hoden produziert; sog. nicht-obstruktive Azoospermie).
Diese Unterscheidung ist wichtig, um eine Prognose über die Wahrscheinlichkeit zu erhalten, Spermien gewinnen zu können. Gelangen Spermien z.B. während des Orgasmus in die Harnblase (sog. retrograde, d.h. „nach hinten“ gerichtete Ejakulation), bestehen manchmal Möglichkeiten der medikamentösen Therapie. In diesem Fall muss eine Hodenbiopsie, d.h. die operative Entnahme von Hodengewebe nicht durchgeführt werden.
Liegt hingegen eine Produktionsstörung vor, ist in den meisten Fällen nur eine Hodenbiopsie möglich, wenn der Wunsch nach einer Vaterschaft mit eigenen Spermien in Erfüllung gehen soll. In bis zu ca. 50-60% finden sich auch bei hochgradigen Hodenschäden noch „Inseln“ mit intakter Produktion von Samenzellen im Hoden.
Wie kann zwischen einer Produktions- und Transportstörung unterschieden werden?
Hilft die Krankenvorgeschichte?
In Ergänzung zum Ergebnis der körperlichen Untersuchung und der Krankenvorgeschichte können hier Laboruntersuchungen weiterhelfen. Hochfieberhafte Infekte in den letzten 12 Wochen vor der Ejakulatuntersuchung können die Samenzellproduktion vorübergehend unterdrücken. Bei entsprechendem Verdacht sollte zunächst eine Kontrolle der Ejakulatuntersuchung erfolgen. Hodenhochstand oder Entzündungen der Hoden (z.B. durch Mumps im Jugendalter) lassen hingegen schon frühzeitig den Schluss einer Produktionsstörung zu.
Hilft die körperliche Untersuchung?
Sind die Hodenvolumina deutlich unter 12-15 ml reduziert, ist eine Produktionsstörung wahrscheinlich. Gleiches gilt für eine Lage der Hoden im Leistenkanal. Bei bis zu 1-2 von 100 Männern mit unerfülltem Kinderwunsch sind die Samenleiter von Geburt an nicht angelegt. Meist fällt das bei einer sorgfältigen Abtastung des Inhaltes des Hodensackes auf. Wenn die Samenleiter fehlen, können die weiterhin im Hoden produzierten Samenzellen dem Ejakulat nicht beigemischt werden. Dieses Krankheitsbild nennt man kongenitale bilaterale Aplasie des Ductus deferens (CBAVD); es ist eine harmlose Variante einer sehr viel ernsteren Erkrankung, der zystischen Fibrose. Diese ernste Erkrankung kommt aber bei den Männern nicht zum Ausbruch, da sie nur auf einem ihrer Chromosomen die entsprechende Veranlagung tragen. Da aber entsprechende Genveränderungen auch bei bis zu 5% der gesunden weiblichen Bevölkerung vorkommen, muss vor weiteren Maßnahmen bei diesen Paaren eine humangenetische Untersuchung beider Partner erfolgen. Ansonsten bestände die Gefahr, dass ein Kind das entsprechende Gen von Vater und Mutter bekommt und das Vollbild einer zystischen Fibrose (=Mukoviszidose) entwickelt.
Helfen Hormonuntersuchungen?
Die Samenzellbildung im Hoden wird unter anderem durch die Hirnanhangsdrüse gesteuert. Diese produziert ein Hormon, das FSH, das auf dem Blutweg zum Hoden gelangt und dort die Samenzellbildung stimuliert. Ist die Produktion von Samenzellen eingeschränkt, versucht die Hirnanhangsdrüse den Hoden vermehrt zu stimulieren, so dass FSH im Blut ansteigt. Die Bestimmung des FSH-Wertes ist somit von entscheidender Bedeutung bei der Erfassung eines Hodenschadens. Hohe FSH-Werte im Serum deuten auf eine Hodenschädigung hin. Es gibt aber auch Einschränkungen der Spermienproduktion, die keine Auswirkung auf die FSH-Werte im Blut haben!
Helfen spezielle Ejakulatuntersuchungen?
Ein reduziertes Ejakulatvolumen kann auf eine sog. retrograde Ejakulation hinweisen. Die -Glukosidase ist ein im Nebenhoden produziertes Enzym und kann in der Samenflüssigkeit bestimmt werden. Niedrige Werte können auf Verschlüsse hinweisen.
Warum sind humangenetische Untersuchungen notwendig?
Ungefähr 2-5% der Männer einer andrologischen Sprechstunde zeigen Störungen ihrer Chromosomen. Patienten mit fehlenden Spermien im Ejakulat (Azoospermie) können Chromosomenstörung aufweisen, wobei überwiegend ein Klinefelter-Syndrom (47, XXY) vorliegt. Daneben finden sich auch Brüche und Austausche von Chromosomenstücken. Zudem können bei Männern mit hochgradigen Störungen der Samenzellproduktion Störungen bestimmter Genregionen auf dem langen Arm des Y-Chromosoms (AZF-Region) vorliegen (sog. Deletionen). Entsteht nach reproduktionsmedizinischen Bemühungen ein Sohn, hat er das Y-Chromosom vom Vater und somit auch die veränderte Genregion erhalten. Es gibt mehrere Berichte darüber, dass eine AZF-Mutation durch ICSI vom Vater auf den Sohn übertragen wurde.
Bezüglich der Problematik der Fehlanlage der Samenleiter darf auf die Ausführungen oben verwiesen werden.
Welche Hormone sind für die männliche Fruchtbarkeit und Sexualfunktionen bedeutsam und wie werden sie reguliert?
Hormone steuern die Produktion der Samenzellen im Hoden und die Sexualfunktionen des Mannes. Darüber hinaus sind sie aber auch für viele andere wichtige Körperfunktionen von Bedeutung wie z.B. die Bildung roter Blutkörperchen, Aufbau des Knochens und der Muskulatur sowie die Unterstützung wichtiger Hautfunktionen wie z.B. die Produktion von Talg.
Der Hoden hat dabei zwei wichtige Aufgaben:
- Die Samenkanälchen produzieren die Samenzellen.
- Bestimmte Zellen im Hoden (Leydig-Zellen) produzieren das männliche Geschlechtshormon Testosteron.
Diese beiden Hodenfunktionen müssen kontrolliert werden. Das geschieht durch zwei übergeordnete Zentren im Gehirn, die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und deren Kontrollzentrum, den Hypothalamus.
Die Hirnanhangsdrüse produziert zwei Hormone, das luteinisierende Hormon (LH) und das follikelstimulierende Hormon (FSH). LH stimuliert im Hoden die Bildung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. FSH aktiviert die Produktion von Samenzellen (Spermatogenese) in den Samenkanälchen. Testosteron erreicht seine Zielorgane (z.B. Haare, Knochen) über den Blutstrom. Im Blut ist Testosteron zu ca. 98% an Eiweißstoffe gebunden. Nur das nicht gebundene („freie“) Testosteron (2%) ist biologisch aktiv.
Welche Hormonstörungen werden durch Andrologen behandelt?
Die häufigsten durch Andrologen behandelte Hormonstörungen sind:
- Funktionsstörungen der übergeordneten Steuerungszentrendes Hodens
- Produktionsstörungen von LH und FSH - Produktionsstörungen des männlichen Geschlechtshormons Testosteron
Der Hypogonadismus des Mannes ist definiert als Funktionsstörung der Hoden mit verminderten Konzentrationen an männlichem Geschlechtshormon im Blut.
Ursachen können eine Störung der übergeordneten Zentren (z.B. Hirnanhangsdrüsen, s.o.) und damit ausbleibende oder ungenügende Stimulation des Hodens oder eine Störung der Produktion von männlichem Geschlechtshormon im Hoden selbst sein.
Wie werden Störungen der übergeordneten Zentren behandelt?
Natürlich richtet sich die Behandlung nach der Ursache (z.B. Störungen durch Tumore oder Beeinflussung der Funktion der Hirnanhangsdrüse durch Medikamente).
Die zweite entscheidende Frage ist, ob noch Kinderwunsch besteht.
Ist die Familienplanung abgeschlossen, kann lediglich das männliche Geschlechtshormon Testosteron ersetzt werden. In diesem Fall werden die Hoden aber nicht stimuliert, Samenzellen zu bilden (das würde nur durch die Gabe von FSH und LH (s.o.) erfolgen). Der Grund für die Gabe von Testosteron bei abgeschlossenem Kinderwunsch ist, dass diese Form der Therapie einfacher durchzuführen und billiger ist.
Besteht hingegen noch Kinderwunsch, müssen bei Störungen der übergeordneten Zentren die Hormone LH und FSH (s.o.) verabreicht werden, um im Hoden die Produktion von männlichem Geschlechtshormon und der Samenzellen zu aktivieren. Diese Form der Therapie ist aufwendiger (mehrfach pro Woche Injektionen in die Muskulatur oder unter die Haut) und wesentlich teurer als die Gabe von Testosteron. Es dauert in der Regel mehrere Monate, bis die Samenzellbildung im Hoden „angestoßen“ werden kann.
Ist eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege oder durch Methoden der assistierten Reproduktion eingetreten, wird die Therapie wieder auf die Gabe von Testosteron umgestellt. Eventuell empfiehlt es sich, zuvor Samenzellen für eine später erneut auftretenden Kinderwunsch einzufrieren.
Wie erfolgt die Ersatztherapie mit dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron?
Für die Testosteronsubstitution stehen verschiedene Wege zur Verfügung: intramuskulär (d.h. durch Spritzen in die Muskulatur), transdermal (d.h. durch Auftragen auf die Haut) oder – von untergeordneter Bedeutung - oral (d.h. durch Tabletten).
Intramuskuläre Gabe
Bis vor ca. 20 Jahren standen in Deutschland für diese Form der Verabreichung nur Produkte des männlichen Geschlechtshormons (Testosteronenantat) zur Verfügung, die alle 2-4 Wochen in die Gesäßmuskulatur gespritzt wurden. Hiermit war eine zuverlässige Normalisierung der Blutwerte von Testosteron möglich. Der Nachteil dieser Präparate bestand und besteht aber darin, dass in den ersten Tagen nach der Gabe die Hormonwerte im Blut über den Normalbereich hinausschossen und danach langsam wieder abfielen. Ein Teil der unerwünschten Nebenwirkungen ist auf diese Schwankungen zurückzuführen.
Seit ca. 20 Jahren steht in Deutschland nun eine weiter Testosteronverbindung (Testosteronundecanoat) zur Verfügung, die ebenfalls in die Gesäßmuskulatur gespritzt wird. Sie bietet zwei Vorteile. Nach den ersten beiden Injektionen, die im Abstand von 6 Wochen erfolgen, brauchen die weiteren Injektionen nur noch alle 3 Monate gegeben zu werden. Im Gegensatz zu dem älteren Präparat werden außerdem gleichmäßigere und nicht mehr über den Normalbereich hinausschießende Werte des männlichen Geschlechtshormons im Blut beobachtet.
Treten unerwünschte Nebenwirkungen (z.B. bei älteren Männern stärkere Anstiege des Prostatamarkers PSA) auf, ist längere Verweildauer der o.g. intramuskulären Testosteronprodukte im menschlichen Körper nachteilhaft.
Transdermale Gabe
Gele sind streichfähige Zubereitungen, deren ein Bestandteil Flüssigkeiten sind. Bei den in Deutschland zugelassenen testosteronhaltigen Gelen wird ein Wasser/Alkohol-Gemisch verwendet, um Testosteron in Lösung zu bringen und dessen Aufnahme durch die Haut zu verbessern. Das Gel wird dünn und ohne einzureiben bevorzugt am Morgen auf die unversehrte Haut an Armen, Schultern oder Bauch aufgetragen. Auf die Möglichkeit einer Übertragung von Testosteron (cave! Kinder, Frauen) bei engem Körperkontakt ist zu achten. Durch die Anwendung des Gels am Morgen werden physiologische Konzentrationen des Testosterons im Serum bereits nach wenigen Tagen erreicht.
Orale Gabe
Es gibt auch eine Testosteronverbindung, die in Kapselform gegeben werden kann. Nach Einnahme der Kapseln werden aber stärker schwankende Blutwerte des männlichen Geschlechtshormons im Blut beobachtet. Gleichzeitige Einnahme mit fettreicher Mahlzeit erhöht die Aufnahme in den Körper.
Welche Kontraindikationen gibt es bei der Therapie mit Testosteron?
Eine Therapie mit Testosteron ist kontraindiziert bei Männern mit Prostata- oder Brustkrebs. Vorsicht ist bei schweren Leber-, Nieren- oder Herzerkrankungen (Ödemneigung) oder vorbestehendem Bluthochdruck (weiterer Anstieg) geboten. Weiterhin kann die Behandlung zu einer Anhebung des Hämoglobin- und Hämatokritwertes führen. Bei Jugendlichen mit noch nicht abgeschlossenem Längenwachstum führt eine gesteigerte Testosteronzufuhr zu einem verfrühtem Verschluss der Epiphysenfugen und kann somit einen Minderwuchs verursachen.
Welche Effekte hat eine Therapie mit Testosteron?
Eine Normalisierung der Testosteronwerte im Blut kann alle bei Testosteronmangelzuständen (Hypogonadismus) auftretenden Symptome und betroffenen Körperfunktionen beeinflussen. Die sexuelle Lust (Libido) verbessert sich; Häufigkeit und Stärke der Erektionen können sich normalisieren. Es wird über eine Zunahme der allgemeinen Aktivität und Stimmungslage berichtet. Innerhalb eines Jahres kommt es zu deutlicher Zunahme der Muskelmasse und Muskelstärke. Das fettfreie Körpergewebe nimmt zu und das Fettgewebe ab. Die Knochendichte wird gesteigert. Durch Stimulation der Talgdrüsen erhöht sich die Talgsekretion; die Haut wird fetter. Die Behaarung kann an Intensität zunehmen.
Die Prostata als weiteres testosteronabhängiges Organ zeigt unter Therapie mit Testosteron Größenwachstum bis zu dem Volumen, das gleichaltrige Männer mit normalen Hormonwerten auch aufweisen.
Bei Blutuntersuchungen fällt ein Anstieg der Zahlen der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), des Blutfarbstoffes (Hämoglobins) und des Hämatokrits auf. Die Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel sind uneinheitlich. Entsprechende klinische Untersuchungen und Kontrollen der Blutwerte sind daher anfänglich in dreimonatigen Abständen zu empfehlen.